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André' s  HRP Wanderung - Anfang Juni 2008
Einleitung:  
André meldete ich per Mail bei mir und benötigte ein paar Infos zum HRP. Er wollte den HRP komplett gehen und startete am 4.6.2008 in Hendaye. Auf Tour gab es wie immer reichlich Schwierigkeiten - trotzdem oder deswegen scheint er vom Pyrenäen Virus infiziert zu sein....
Hier also sein lesenwerter Bericht über seine Wanderung , das Wetter, Orientierung etc...
 
Anreise
Am 3. Juni reiste ich von Bern über Paris nach Hendaye. Den folgenden Tag verbrachte ich mit einer schönen Wanderung entlang des Hafenbeckens und des Strands und ging dann entlang dem Sentier Litoral rüber nach St. Jean de Luz (sehr hübsches Städtchen!).
 
1.Etappe: Hendaye- Col Lizuniaga
Danach ging's los. wo am Vortag noch die sonne lachte, verdeckten regenträchtige Wolken den blick ins blau. das konnte meine Stimmung nicht wirklich trüben, zumal nach Regen doch die Sonne lacht.... "la Rhune", der 900m hohe Aussichtsberg über dem Baskenland, hing in einer Nebelglocke. dies fand ich dann schon ein bisschen schade.
Anfangs hatte ich ziemliche Orientierungsprobleme. Dem Bergfranzösisch des Führers war mein kleiner elektronischer Franklin- Translator nicht gewachsen. Auch in Karten und Balisage musste ich mich erst mal einfinden (da sind wir Schweizer halt verwöhnt). Dementsprechend gab's in den ersten zwei Tagen einige Irrläufe. was ich grundsätzlich nicht schlimm finde (Umwege erweitern die Ortskenntnisse...), aber bei durchschnittlich 8 Std. Gehzeit werden die Etappen dann sehr lang. Insbesondere wenn Zelten angesagt ist, was morgens wie abends verbunden mit der Kocherei doch ziemlich zeit in Anspruch nimmt.

 
 2.Etappe :  Col Lizuniaga- Elizondo
Vom Col Lizuniaga nach Elizondo wurde zum Härtetest. Es pisst in strömen, auf den Forstwegen versinke ich im Morast und ich verirre mich schon frühmorgens total. Dank GPS kann ich mich immer wieder lokalisieren. Dem "grätli" sei an dieser stelle (und anderen) gedankt. Das Problem in den tiefen des Baskenlandes liegt darin, dass Topographische Orientierungspunkte fehlen, rspkt. schwer aus der karte zu lesen sind, und die dichte Vegetation meine üblichen Querfeldeingänge dem Kompass nach nicht erlaubt. zudem hält sich die Übereinstimmung von Karte und Wegen in Grenzen. Einige Wege sind auf der Karte (noch) nicht eingezeichnet.
Der schwere Rucksack lässt mich leiden. Gegenüber meinen früheren Treks hatte ich einiges an "Komfortartikeln" aufgepackt, die für eine 5-6-wöchige Tour das leben erleichtern (Solarladegerät für Händy, mp3 und Batterien, Katadyn mini, Pickel und Steigeisen, erweiterte Apotheke, Wärmekleidung). das ergibt ohne Wasser und Essen gut 20kg Grundausrüstung, d.h. man landet dann mit essen für 4-5 tage plus 1l Wasser bei 25kg. Dies wollte ich ausprobieren.
Bis Elizondo bin ich wie am Vortag 11 Std. unterwegs. dies bei 2-2.5 Std. Rastzeiten. in Elbetea, gleich neben Elizondo, wo der Weg runterkommt, gönne ich mir eine Übernachtung in der "Posada de Elbete" (www.posadaelbete.com). Sehr empfehlenswert. Ich kriege ein Zimmer mit Dusche für 25 Euro inkl. Frühstück (Tariftabelle im Zimmer gibt 60 Euro an), Das Wirtepaar sehr freundlich und hilfsbereit, die Stimmung am Abend im Restaurant hat Dorfcharakter und vermittelt einen wirklich sympathischen Eindruck von den Menschen dort.
 
 3.Etappe Elizondo- Col Domingoarea
Etappe 3 führt mich über Aldudes zum pass bei domingoarea. Ein Wegabschnitt wird durch die Karten nicht abgedeckt und nun muss ich definitiv das Führerfranzösisch verstehen. Siehe da, es klappt. Zwar erwische ich morgens den falschen Ausgangspunkt und muss noch mal zurück, aber für den Rest des Tages bleibe ich auf dem Weg. Auf einer Wegstrecke, die mit dem Gr 11 zusammenfällt, begegne ich erstmals anderen Wanderern. In Aldudes decke ich mich in der Epicerie mit Lebensmitteln ein. Die Nacht verbringe ich im Zelt am Col bei Domingoarea, bevor der Fôret d' Hayra beginnt. Dort hat's Wasser, was auf diesem Streckenabschnitt ab Aldudes nicht vorkommt (Außer Pferdetränken mit nicht zugänglichem Wasserzufluss, sprich müsste gefiltert werden). An diesem Tag scheint sogar für ein paar Stunden die sonne.
 
 4.Etappe. Col Domingoarea- Col Nekez Eguina
Etappe 4, ab dem Col bis Col Nekez Eguina. Der morgen freundlich, dann trübt' s wieder ein. der Fôret d' Hayra ist ein angenehmer lichter Buchenwald. Außer dem ersten Stück ab dem Col gehe ich bis Lindus den größten Teil entlang der Straße, wo mir im Stundentakt ein Fahrzeug begegnet. Easy.
Nach Führer (Véron) steigt man im Col d' Orgambide nach Béherobie ab. Mit Zelt kann man sich das ersparen: im Col d' Orgambide der Straße nach Südwesten folgen und entweder vor der Grotte Harpea kurz ab- und dann wieder aufsteigen zum Col d' Errozate oder wie ich Weglos über den steilen Nordost- Grasrücken, oberhalb der Grotte und via krete weiter in Richtung b. f. 222 (Achtung, erste 50 hm bei der Grotte gute 40° steil, dann 30-35°vertikal durch Gras, bei Regen schwierig). ca. 3.5 std. Zeiteinsparung.
Es wird ein langer Tag und ich entscheide mich im Col Nekez Eguina zu zelten. Was erblickt mein Auge, als ich dort ankomme: zwei Hilleberg Akto- Zelte und ein Exped Vela. Dazu gehören drei Holländer, Zwei davon sind gemeinsam Unterwegs, der Dritte geht wie ich alleine. Ich kann gerade mein Zelt aufstellen, dann kommt der nächste Regenguss.
 
5. Etappe: Col Nekez Eguina- Col Bagargiak
Etappe 5, Col Nekez Eguina bis Col Bagargiak. Der Morgen regnerisch und schwer vernebelt. Die Zeltgemeinschaft schließt sich für die folgenden Tage zusammen. Wir steigen durch den Nebel zur Crête d' Urkulu auf,  folgen der Krete und stoßen nach dem Sommet d' Occabe auf den GR 10. Diesem entlang bis Col Bagargiak. Unterwegs holen wir einen Franzosen ein, der ebenfalls den HRP begeht.
Zu fünft landen wir in der Gîte am Col Bagargiak. Hinzu kommt im Verlauf des abends ein weiterer Franzose, ein Ultralight- Trekker in Trail Running Schuhen und mit Gepäck, das ohne Food gerade mal das doppelte vom Leergewicht meines Rucksacks wiegt... er hat den Weg von Hendaye bis dorthin in gerade mal drei tagen geschafft. uups... aber er sieht nicht so gesund aus.
Die Epicerie in der Gîte wurde geschlossen. Wir können notdürftig ein klein wenig bei der Dame am Empfangshäuschen einkaufen, die täglich eine Kartonkiste mit etwas Essen für die Wanderer mit hoch bringt.
 
 6. Etappe :Col Bagargiak- Cabane d' Ardane
Etappe 6, Col Bagargiak - Cabane d' Ardané. Meine Schuhe sind mittlerweile durchnässt und bald ist es auch mein zweites Sockenpaar. Es regnet und nebelt weiter. Die Orientierung wird sehr anspruchsvoll. Der Ultralight- Trekker hat sich uns angeschlossen und wir gehen zu sechst los. Nach kurzer Zeit erste Wegdiskussionen. Franzose Nummer eins geht nach Norden, wo der der Weg auf der Karte nach Süden weist. Und da waren's nur noch fünf. Die Holländer sind mit dem Jonsten- Führer unterwegs und wir gleichen jeweiligen Infos ab. Trotzdem hilft irgendwann nur noch das GPS zur Standortbestimmung. Im Verlauf des Nachmittags zieht über dem Nebel Gewitter auf. Nun wird's heikel, denn wir befinden uns auf der Krete. Dort spielt man Blitzableiter. Der Weg an ein zwei Stellen technisch nicht einfach. im Col de Larrau entscheiden wir uns, zu einer hangparallelen Straße abzusteigen und dieser bis zur Cabanne d' Ardané zu folgen. die Cabanne ist ein trauriger Anblick: vor einiger Zeit, so erzählt uns die in der nähe wohnende Bäuerin, haben Wanderer die Tür offen gelassen, eine Kuh ging rein, kam nicht wieder raus und wurde erst nach drei tagen dort gefunden. Fazit: alles total verschissen inkl. unteres Matratzenlager (die arme Kuh muss sich darauf gewälzt haben). da es weiter in strömen Regnet, ist an Zelten nicht zu denken und wir richten uns auf dem oberen Lager ein.
 
7.Etappe :  Cabane d' Ardane- Pierre-St-Martin/ oder Südvariante über 2 Tage nach Lescun
Etappe 7, Cab. d' Ardané - Pierre- St- Martin/ oder Südvariante über 2 Tage nach Lescun
Der Regen hält am Morgen an, hinzu kommt dichter Nebel. Erst um halb Zehn brechen wir auf und folgen dem Bach. Auf ca. 1500 hm müssten wir ihn queren. unmöglich. Die Wassermenge hat sich gegenüber dem Vortag mindestens verdoppelt. In der Hoffnung eine passable Stelle zu finden, steigen wir bis unter eine Felswand hoch. Ende der Improvisation. Zudem gehen wieder Gewitter los und wir müssten auf den Grat. Rückzug ist angesagt. Wir entschließen nach Larrau abzusteigen (ca. 5.0 Gehstd. ab Cab. d' Ardané via Col de Larrau). Dort finden wir ein Hotel mit einem sehr netten Wirt und quartieren uns ein (www.hotel-etchemaite.fr). Ich erwäge, von Larrau aus auf den GR 10 zu wechseln, der ebenfalls nach Pierre- St- Martin führt.
Doch zuerst will ich eine Wetterprognose sehen. Auf die frage nach einer Zeitung antwortet der Wirt, die Strasse sei durch Erdrutsche zum teil verschüttet worden und die Post wäre an diesem Tag ausgeblieben. Am nächsten Morgen kommt die Zeitung. Bilder von Überschwemmungen in der ganzen Gegend. Prognose für die nächsten sechs Tage: noch mehr Regen, wenn auch in geringerer Intensität.
Okay, das war's dann. alle brechen ab. Koen und Erik hätten nur noch bis Lescun gewollt. Piet hingegen bis Andorra. François in Rekordzeit bis Banyuls und ich soweit es halt gereicht hätte. Der Hotelwirt bietet uns eine Mitfahrgelegenheit bis Oloron an. Super, denn es gibt keine Busverbindung. Wir pferchen uns mit unseren Säcken hinten in den Renault Kangou. Unterwegs sehen wir das Desaster, welches das Wasser angerichtet hat. Überflutete Wiesen und Äcker, Menschen am räumen der Gebäude, durch Unterspülung abgebrochene Straßenteile.
Uns fünf geht's gut. wir wurden nur nass und mussten Ferien abbrechen. Und wir hatten eine gute Zeit miteinander. Von Oloron fährt uns ein Bus nach Pau. Wir gehen gut Essen und verabschieden Koen und Erik, die einen Nachtzug erwischen. Ich, Piet und François - die beiden wohnen ebenfalls in der Schweiz - finden ein billiges Hotel und fahren am nächsten Morgen. Am Freitag, mal wieder ein 13-ter, komme ich um acht Uhr abends in Bern an. im Wankdorfstadion, 1.5 km vor meiner Haustür, spielt gerade Holland gegen Frankreich auf  (- EM 2008). Draußen im Park haben sie eine Großleinwand aufgebaut. Mit Bratwurststand nebenan. Sehr gut. als Fußball neutraler stellt sich die Frage, welchem Team ich meinen Zuspruch geben soll. Ich entscheide mich für Holland. Die haben dann auch gewonnen.
 

Wieder Zuhause- Einige Gedanken
 
Nun ja. bin ich halt wieder da. An Arbeit fehlt' s nicht, da könnt ich am Montag anfangen. Mein Zeitfenster reicht bis 10. Juli. Vielleicht   GR 20? Das Wetter auf Korsika ist ab Montag gut und bleibt stabil. War übrigens auch schlecht, Drei Wanderer sind auf dem GR 20 vor kurzem erfroren. Die Schneelage ist aber deutlich besser als in den Pyrenäen, Dort war auf 2300 (franz. Seite) noch 1.3m Schnee und die aktuellen Niederschläge fielen ab 2000 in Form von Schnee... da wäre wahrscheinlich kein durchkommen möglich gewesen.
 
Bei mir ist nun schon ein wenig der "pfupfh" raus, meint Motivationsschwierigkeit. Rucksack neu packen? Anderes gebiet. diesmal ohne "Komfortartikel" ;-)). 25 kg sind für Bergtouren zuviel. Ich hatte das auf der GTA gelegentlich mit zusätzlichem Wasser auch getragen, aber die Belastung ist wirklich enorm. Zwar hatte mein Körper das Gewicht ab dem 3-ten Tag Einigermassen akzeptiert (keine starken Schmerzen mehr in Schultern und Rücken), aber in steilen Aufstiegen bleibt' s ein Krampf. Und technisch schwierige Passagen werden heikel. Auf dem HRP musste ich kurz eine Stelle abklettern, wo ich mit normalem Gepäck Easy durchgegangen wäre. Ich denk mir mal, dass dies in den Haute Pyrénées dann des öftern vorkommt.
Vielleicht noch kurz zu diesem Thema Gewicht: wer für 7-10 Tage einen Trek macht, soll sich nicht mehr als 12-15 Kilo aufladen und seine Tour dementsprechend Planen. Wer länger unterwegs ist, darf durchaus ein paar Kilo mehr draufpacken. am Anfang tut es einfach weh. Der Körper nimmt das nach meiner Erfahrung auf - es sei denn, Schwachstellen wie Knie, Hüfte, teile der Wirbelsäule, wären grundsätzlich Überlastet. Aber mit diesem gewicht liegt auch einiges an Autonomie nicht mehr drin. Was für längere Treks/ Saison erwünscht oder gar Bedingung ist. wenn Leute mit Leichtgewicht Anfang Juni auf den GR 20 gehen und ein Wetterumsturz winterliche Verhältnisse bringt, kann es lebensgefährlich werden. Die Relation Ausrüstung/ Verhältnisse/ Länge des Treks braucht viel Erfahrung. Ich bring die selber auch noch zu wenig mit und begebe mich grundsätzlich auf die sichere Seite.
 
Soweit ein Eindruck meiner leider kurzen Pyrenäentour.
Trotz der widrigen Umstände und des sehr vorzeitigen Abbruchs war es für mich ein gutes Erlebnis. Ich habe nun ein Gefühl zu dem, was mich dort bei der Fortsetzung der Tour erwarten wird. ich hoffe, dass ich im Sommer 09 eine längere reise einplanen kann.

 

 
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