Anreise
Am 3. Juni
reiste ich von Bern über Paris nach Hendaye. Den folgenden Tag verbrachte
ich mit einer schönen Wanderung entlang des Hafenbeckens und des Strands
und ging dann entlang dem Sentier Litoral rüber nach St. Jean de Luz (sehr
hübsches Städtchen!).
1.Etappe: Hendaye- Col Lizuniaga
Danach
ging's los. wo am Vortag noch die sonne lachte, verdeckten regenträchtige
Wolken den blick ins blau. das konnte meine Stimmung nicht wirklich
trüben, zumal nach Regen doch die Sonne lacht.... "la Rhune", der 900m
hohe Aussichtsberg über dem Baskenland, hing in einer Nebelglocke. dies
fand ich dann schon ein bisschen schade.
Anfangs
hatte ich ziemliche Orientierungsprobleme. Dem Bergfranzösisch des Führers
war mein kleiner elektronischer Franklin- Translator nicht gewachsen. Auch
in Karten und Balisage musste ich mich erst mal einfinden (da sind wir
Schweizer halt verwöhnt). Dementsprechend gab's in den ersten zwei Tagen
einige Irrläufe. was ich grundsätzlich nicht schlimm finde (Umwege
erweitern die Ortskenntnisse...), aber bei durchschnittlich 8 Std. Gehzeit
werden die Etappen dann sehr lang. Insbesondere wenn Zelten angesagt ist,
was morgens wie abends verbunden mit der Kocherei doch ziemlich zeit in
Anspruch nimmt.
2.Etappe : Col Lizuniaga- Elizondo
Vom Col
Lizuniaga nach Elizondo wurde zum Härtetest. Es pisst in strömen, auf den
Forstwegen versinke ich im Morast und ich verirre mich schon frühmorgens
total. Dank GPS kann ich mich immer wieder lokalisieren. Dem "grätli" sei
an dieser stelle (und anderen) gedankt. Das Problem in den tiefen des
Baskenlandes liegt darin, dass Topographische Orientierungspunkte fehlen,
rspkt. schwer aus der karte zu lesen sind, und die dichte Vegetation meine
üblichen Querfeldeingänge dem Kompass nach nicht erlaubt. zudem hält sich
die Übereinstimmung von Karte und Wegen in Grenzen. Einige Wege sind auf
der Karte (noch) nicht eingezeichnet.
Der schwere
Rucksack lässt mich leiden. Gegenüber meinen früheren Treks hatte
ich einiges an "Komfortartikeln" aufgepackt, die für eine 5-6-wöchige Tour
das leben erleichtern (Solarladegerät für Händy, mp3 und Batterien,
Katadyn mini, Pickel und Steigeisen, erweiterte Apotheke, Wärmekleidung).
das ergibt ohne Wasser und Essen gut 20kg Grundausrüstung, d.h. man landet
dann mit essen für 4-5 tage plus 1l Wasser bei 25kg. Dies wollte ich
ausprobieren.
Bis Elizondo
bin ich wie am Vortag 11 Std. unterwegs. dies bei 2-2.5 Std. Rastzeiten.
in Elbetea, gleich neben Elizondo, wo der Weg runterkommt, gönne ich mir
eine Übernachtung in der "Posada de Elbete" (www.posadaelbete.com).
Sehr empfehlenswert. Ich kriege ein Zimmer mit Dusche für 25 Euro inkl.
Frühstück (Tariftabelle im Zimmer gibt 60 Euro an), Das Wirtepaar sehr
freundlich und hilfsbereit, die Stimmung am Abend im Restaurant hat
Dorfcharakter und vermittelt einen wirklich sympathischen Eindruck von den
Menschen dort.
3.Etappe Elizondo- Col Domingoarea
Etappe 3
führt mich über Aldudes zum pass bei domingoarea. Ein Wegabschnitt wird
durch die Karten nicht abgedeckt und nun muss ich definitiv das
Führerfranzösisch verstehen. Siehe da, es klappt. Zwar erwische ich
morgens den falschen Ausgangspunkt und muss noch mal zurück, aber für den
Rest des Tages bleibe ich auf dem Weg. Auf einer Wegstrecke, die mit dem
Gr 11 zusammenfällt, begegne ich erstmals anderen Wanderern. In Aldudes
decke ich mich in der Epicerie mit Lebensmitteln ein. Die Nacht verbringe
ich im Zelt am Col bei Domingoarea, bevor der Fôret d' Hayra beginnt. Dort
hat's Wasser, was auf diesem Streckenabschnitt ab Aldudes nicht vorkommt
(Außer Pferdetränken mit nicht zugänglichem Wasserzufluss, sprich müsste
gefiltert werden). An diesem Tag scheint sogar für ein paar Stunden die
sonne.
4.Etappe. Col Domingoarea- Col Nekez Eguina
Etappe 4, ab
dem Col bis Col Nekez Eguina. Der morgen freundlich, dann trübt' s wieder
ein. der Fôret d' Hayra ist ein angenehmer lichter Buchenwald. Außer dem
ersten Stück ab dem Col gehe ich bis Lindus den größten Teil entlang der
Straße, wo mir im Stundentakt ein Fahrzeug begegnet. Easy.
Nach Führer
(Véron) steigt man im Col d' Orgambide nach Béherobie ab. Mit Zelt kann
man sich das ersparen: im Col d' Orgambide der Straße nach Südwesten
folgen und entweder vor der Grotte Harpea kurz ab- und dann wieder
aufsteigen zum Col d' Errozate oder wie ich Weglos über den steilen
Nordost- Grasrücken, oberhalb der Grotte und via krete weiter in Richtung
b. f. 222 (Achtung, erste 50 hm bei der Grotte gute 40° steil, dann
30-35°vertikal durch Gras, bei Regen schwierig). ca. 3.5 std.
Zeiteinsparung.
Es wird ein
langer Tag und ich entscheide mich im Col Nekez Eguina zu zelten. Was
erblickt mein Auge, als ich dort ankomme: zwei Hilleberg Akto- Zelte und
ein Exped Vela. Dazu gehören drei Holländer, Zwei davon sind gemeinsam
Unterwegs, der Dritte geht wie ich alleine. Ich kann gerade mein Zelt
aufstellen, dann kommt der nächste Regenguss.
5. Etappe:
Col Nekez Eguina- Col Bagargiak
Etappe 5,
Col Nekez Eguina bis Col Bagargiak. Der Morgen regnerisch und schwer
vernebelt. Die Zeltgemeinschaft schließt sich für die folgenden Tage
zusammen. Wir steigen durch den Nebel zur Crête d' Urkulu auf,
folgen der Krete und stoßen nach dem Sommet d' Occabe auf den GR 10.
Diesem entlang bis Col Bagargiak. Unterwegs holen wir einen Franzosen ein,
der ebenfalls den HRP begeht.
Zu fünft
landen wir in der Gîte am Col Bagargiak. Hinzu kommt im Verlauf des abends
ein weiterer Franzose, ein Ultralight- Trekker in Trail Running Schuhen
und mit Gepäck, das ohne Food gerade mal das doppelte vom Leergewicht
meines Rucksacks wiegt... er hat den Weg von Hendaye bis dorthin in gerade
mal drei tagen geschafft. uups... aber er sieht nicht so gesund aus.
Die Epicerie
in der Gîte wurde geschlossen. Wir können notdürftig ein klein wenig bei
der Dame am Empfangshäuschen einkaufen, die täglich eine Kartonkiste mit
etwas Essen für die Wanderer mit hoch bringt.
6. Etappe :Col
Bagargiak- Cabane d' Ardane
Etappe 6,
Col Bagargiak - Cabane d' Ardané. Meine Schuhe sind mittlerweile
durchnässt und bald ist es auch mein zweites Sockenpaar. Es regnet und
nebelt weiter. Die Orientierung wird sehr anspruchsvoll. Der Ultralight-
Trekker hat sich uns angeschlossen und wir gehen zu sechst los. Nach
kurzer Zeit erste Wegdiskussionen. Franzose Nummer eins geht nach Norden,
wo der der Weg auf der Karte nach Süden weist. Und da waren's nur noch
fünf. Die Holländer sind mit dem Jonsten- Führer unterwegs und wir
gleichen jeweiligen Infos ab. Trotzdem hilft irgendwann nur noch das GPS
zur Standortbestimmung. Im Verlauf des Nachmittags zieht über dem Nebel
Gewitter auf. Nun wird's heikel, denn wir befinden uns auf der Krete. Dort
spielt man Blitzableiter. Der Weg an ein zwei Stellen technisch nicht
einfach. im Col de Larrau entscheiden wir uns, zu einer hangparallelen
Straße abzusteigen und dieser bis zur Cabanne d' Ardané zu folgen. die
Cabanne ist ein trauriger Anblick: vor einiger Zeit, so erzählt uns die in
der nähe wohnende Bäuerin, haben Wanderer die Tür offen gelassen, eine Kuh
ging rein, kam nicht wieder raus und wurde erst nach drei tagen dort
gefunden. Fazit: alles total verschissen inkl. unteres Matratzenlager (die
arme Kuh muss sich darauf gewälzt haben). da es weiter in strömen Regnet,
ist an Zelten nicht zu denken und wir richten uns auf dem oberen Lager
ein.
7.Etappe : Cabane d' Ardane-
Pierre-St-Martin/ oder Südvariante über 2 Tage nach Lescun
Etappe 7,
Cab. d' Ardané - Pierre- St- Martin/ oder Südvariante über 2 Tage nach
Lescun
Der Regen
hält am Morgen an, hinzu kommt dichter Nebel. Erst um halb Zehn brechen
wir auf und folgen dem Bach. Auf ca. 1500 hm müssten wir ihn queren.
unmöglich. Die Wassermenge hat sich gegenüber dem Vortag mindestens
verdoppelt. In der Hoffnung eine passable Stelle zu finden, steigen wir
bis unter eine Felswand hoch. Ende der Improvisation. Zudem gehen wieder
Gewitter los und wir müssten auf den Grat. Rückzug ist angesagt. Wir
entschließen nach Larrau abzusteigen (ca. 5.0 Gehstd. ab Cab. d' Ardané
via Col de Larrau). Dort finden wir ein Hotel mit einem sehr netten Wirt
und quartieren uns ein (www.hotel-etchemaite.fr).
Ich erwäge, von Larrau aus auf den GR 10 zu wechseln, der ebenfalls nach
Pierre- St- Martin führt.
Doch zuerst
will ich eine Wetterprognose sehen. Auf die frage nach einer Zeitung
antwortet der Wirt, die Strasse sei durch Erdrutsche zum teil verschüttet
worden und die Post wäre an diesem Tag ausgeblieben. Am nächsten Morgen
kommt die Zeitung. Bilder von Überschwemmungen in der ganzen Gegend.
Prognose für die nächsten sechs Tage: noch mehr Regen, wenn auch in
geringerer Intensität.
Okay, das
war's dann. alle brechen ab. Koen und Erik hätten nur noch bis Lescun
gewollt. Piet hingegen bis Andorra. François in Rekordzeit bis Banyuls und
ich soweit es halt gereicht hätte. Der Hotelwirt bietet uns eine
Mitfahrgelegenheit bis Oloron an. Super, denn es gibt keine Busverbindung.
Wir pferchen uns mit unseren Säcken hinten in den Renault Kangou.
Unterwegs sehen wir das Desaster, welches das Wasser angerichtet hat.
Überflutete Wiesen und Äcker, Menschen am räumen der Gebäude, durch
Unterspülung abgebrochene Straßenteile.
Uns fünf
geht's gut. wir wurden nur nass und mussten Ferien abbrechen. Und wir
hatten eine gute Zeit miteinander. Von Oloron fährt uns ein Bus nach Pau.
Wir gehen gut Essen und verabschieden Koen und Erik, die einen Nachtzug
erwischen. Ich, Piet und François - die beiden wohnen ebenfalls in der
Schweiz - finden ein billiges Hotel und fahren am nächsten Morgen. Am
Freitag, mal wieder ein 13-ter, komme ich um acht Uhr abends in Bern an.
im Wankdorfstadion, 1.5 km vor meiner Haustür, spielt gerade Holland gegen
Frankreich auf (- EM 2008). Draußen im Park haben sie eine
Großleinwand aufgebaut. Mit Bratwurststand nebenan. Sehr gut. als Fußball
neutraler stellt sich die Frage, welchem Team ich meinen Zuspruch geben
soll. Ich entscheide mich für Holland. Die haben dann auch gewonnen.
Wieder Zuhause- Einige Gedanken
Nun ja. bin
ich halt wieder da. An Arbeit fehlt' s nicht, da könnt ich am Montag
anfangen. Mein Zeitfenster reicht bis 10. Juli. Vielleicht GR 20?
Das Wetter auf Korsika ist ab Montag gut und bleibt stabil. War übrigens auch
schlecht, Drei Wanderer sind auf dem GR 20 vor kurzem erfroren. Die
Schneelage ist aber deutlich besser als in den Pyrenäen, Dort war auf 2300
(franz. Seite) noch 1.3m Schnee und die aktuellen Niederschläge
fielen ab 2000 in Form von Schnee... da wäre wahrscheinlich kein
durchkommen möglich gewesen.
Bei mir ist
nun schon ein wenig der "pfupfh" raus, meint
Motivationsschwierigkeit.
Rucksack neu packen? Anderes gebiet. diesmal ohne "Komfortartikel" ;-)).
25 kg sind für Bergtouren zuviel. Ich hatte das auf der GTA gelegentlich
mit zusätzlichem Wasser auch getragen, aber die Belastung ist wirklich
enorm. Zwar hatte mein Körper das Gewicht ab dem 3-ten Tag Einigermassen
akzeptiert (keine starken Schmerzen mehr in Schultern und Rücken), aber in
steilen Aufstiegen bleibt' s ein Krampf. Und technisch schwierige
Passagen
werden heikel. Auf dem HRP musste ich kurz eine Stelle abklettern, wo ich
mit normalem Gepäck Easy durchgegangen wäre. Ich denk mir mal, dass dies
in den Haute Pyrénées dann des öftern vorkommt.
Vielleicht
noch kurz zu diesem Thema Gewicht: wer für 7-10 Tage einen Trek macht,
soll sich nicht mehr als 12-15 Kilo aufladen und seine Tour
dementsprechend Planen. Wer länger unterwegs ist, darf durchaus ein paar
Kilo mehr draufpacken. am Anfang tut es einfach weh. Der Körper nimmt das
nach meiner Erfahrung auf - es sei denn, Schwachstellen wie Knie, Hüfte,
teile der Wirbelsäule, wären grundsätzlich Überlastet. Aber mit diesem
gewicht liegt auch einiges an Autonomie nicht mehr drin. Was für längere
Treks/ Saison erwünscht oder gar Bedingung ist. wenn Leute mit
Leichtgewicht Anfang Juni auf den GR 20 gehen und ein Wetterumsturz
winterliche Verhältnisse bringt, kann es lebensgefährlich werden. Die
Relation Ausrüstung/ Verhältnisse/ Länge des Treks braucht viel
Erfahrung.
Ich bring die selber auch noch zu wenig mit und begebe mich grundsätzlich
auf die sichere Seite.
Soweit ein
Eindruck meiner leider kurzen Pyrenäentour.
Trotz der
widrigen Umstände und des sehr vorzeitigen Abbruchs war es für mich ein
gutes Erlebnis. Ich habe nun ein Gefühl zu dem, was mich dort bei der
Fortsetzung der Tour erwarten wird. ich hoffe, dass ich im Sommer 09 eine
längere reise einplanen kann.
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